Chronische Schmerzen

Die Medizin unterscheidet zwischen akuten und chronischen Schmerzen.

Akute Schmerzen sind biologisch sinnvoll, denn sie sichern das Überleben des Individuums durch physiologische und sozio-kulturelle Reaktionen.

Ganz anders verhält es sich bei chronischen Schmerzen. Diese sind biologisch völlig sinnlos, da sie keine Funktion besitzen. Sie haben keinen Zusammenhang mehr zum ursächlichen Auslöser und müssen daher als eigenständiges, zerstörendes Krankheitsbild betrachtet werden. Ihre Auswirkungen erschöpfen sich nicht in den Folgen der Schmerzwahrnehmung, sondern sind multidimensional: nicht nur der Körper, sondern auch die Seele und das gesamte Sozialgefüge (Familie, Freunde, Arbeitsleben, Privatinteressen ...) werden betroffen. Aus dieser Sicht sprechen wir heute von einem bio-psycho-sozialen Modell, das interdisziplinäre, multimodale Therapiekonzepte erfordert. Eindimensionale Therapien sind in solchen Fällen meist völlig unzureichend, sie fördern nur die Chronifizierung der Beschwerden.

Aus der Erkenntnis heraus, dass herkömmliches medizinisches Denken dieser Situation nicht mehr gerecht werden kann, wurde ein eigener Facharzt-Zusatz geschaffen („spezielle Schmerztherapie“). Der Interdisziplinäre Gedanke weist jedoch deutlich darauf hin, dass ein therapeutisches Gelingen nur im Zusammenspiel mit anderen Fachrichtungen der Medizin (vom Hausarzt bis zum Spezialisten) erfolgen kann.